Hast du all das geschafft, was du gestern erreichen wolltest? Wie sieht’s mit dem Tag davor aus? So fest wir uns auch vorgenommen haben, endlich produktiver zu sein, manchmal klappt es einfach nicht.
Besonders jetzt, wo immer mehr von uns Zeit im Homeoffice, ohne die direkte räumliche Trennung zwischen Arbeit und Zuhause verbringen, kann es schwer sein die nötige Motivation und Effizienz aufzubringen.
Doch wie genau können wir unsere persönliche Produktivität steigern? Oft liegt das Problem nicht darin, dass der (Arbeits-)Tag zu wenig Stunden hat, sondern dass wir nicht genau wissen, wie wir unsere Aufgaben priorisieren sollen. Aus diesem Grund haben wir die besten Tipps für mehr Produktivität unserer liebsten Verhaltensökonomen und Psychologen von Dan Ariely über Malcolm Gladwell zusammengetragen. Hier sind sie, und zwar alle wissenschaftlich belegt:
1. Prokastiniere
Adam Grand, Organisationspsychologe und Autor von „Give and Take”
Laut Adam Grant, ist der beste Weg, um etwas zu erledigen, es anzufangen und dann liegenzulassen.
„Psychologische Studien haben enthüllt, dass wir unvollständige Aufgaben besser im Gedächtnis behalten, als fertiggestellte,” erklärt Grant. „Komplexe Aufgaben werden besser in unserem Hinterkopf bearbeitet, was oft genauso für Kreativaufgaben gilt.” (Forbes) In anderen Worten, wenn du an einer kreativen Idee oder komplexen Antwort feilst, leistet dein Gehirn bessere Arbeit, wenn es Zeit zum Nachdenken hat.
„Ich fange an zu arbeiten, leg’s zur Seite und manchmal wache ich am nächsten Morgen mit einer Lösung auf, oder ich finde eine, während ich gerade Sport mache. Wenn ich einen Satz unfertig lasse, passiert es mir oft, dass ich genau an der Stelle eintauchen kann, wo ich vorher war.”
Also, um Sachen auf die richtige Weise zu erledigen, solltest du sie aufschieben. Wir können uns definitiv mit dem Gedanken anfreunden…
2. Erinnere dich daran, warum du etwas tust
Charles Duhigg, Autor von „Smarter, Better, Faster” und „The Power of Habit”
Laut Charles Duhigg solltest du dich, um produktiv zu sein, in erster Linie an deine ursprüngliche Motivation erinnern. Verbinde hierzu die Punkte deiner To-do-Liste mit einem größeren, wichtigeren Ziel. „Sobald wir anfangen zu verstehen, warum [wir etwas tun], werden kleine Aufgaben zu einer größeren Konstellation von bedeutungsvollen Projekten, Zielen und Werten“, sagt Duhigg in seinem Buch „Smarter, Better Faster”.
„Eigenmotivation wächst und gedeiht, wenn wir realisieren, dass auf eine E-Mail von Arbeitskolleg*innen zu antworten, oder einer Kolleg*in zu helfen allein relativ unwichtig ist. Beide sind jedoch Teil eines größeren Ganzen, an das wir glauben.“
Also, wie bauen wir diese Motivation auf? Duhigg erklärt das Ganze mithilfe eines Beispiels und erzählt die Geschichte von einem Krebsforscher, der es hasst, die Hausarbeiten seiner Studenten zu benoten. Jedes Mal, wenn er sich hinsetzt, um eine Arbeit zu bewerten, sagt er sich selbst das folgende Mantra auf: „Wenn ich diese Hausarbeit bewerte, bekommt die Uni ihre Studiengebühren und damit können sie für meine Forschung bezahlen, mit der ich die wichtigen Dinge über Krebs herausfinden kann, die potenziell das Leben von Menschen retten. Demzufolge, rette ich mit der Bewertung dieser Hausarbeiten Leben.” Wenn wir nur richtig suchen, gibt es für alles, was wir tun, ein größeres ‘Warum’.
3. Folge deinem Instinkt
Malcom Gladwell, Autor von „Blink”, „The Tipping Point” und anderen
Wir haben Glück: Unsere besten Entscheidungen sind laut Malcom Gladwell die, die wir im Handumdrehen treffen. Dieses Konzept nennt sich ‘Thin Slicing’ und stellt den Kern seines Buches ‘Blink’ dar.
Über mehrere Studien hinweg hat Gladwell herausgefunden, dass wir bessere Entscheidung, basierend auf einer geringen Menge an Informationen, treffen. Unser Beurteilungsvermögen wird nicht besser, wenn uns mehr Informationen vorliegen – in Wahrheit treffen wir sogar schlechtere Entscheidungen! Das liegt daran, dass wir unsere Gehirne während der Entwicklung der Menschheit dazu trainiert haben, eine große Informationsmenge schnell durchzugehen. Das beruht darauf, dass wir, falls wir bedroht werden, schnell Entscheidungen treffen können.
Was bedeutet das für die Produktivität? Mit dem Wissen, dass unsere besten Entscheidungen erstmal die sind, die wir schnell und auf dem kleinsten bisschen Erfahrung basierend treffen, können wir uns ernsthaft Zeit sparen. Also, basierend auf wissenschaftlichen Studien, solltest du das nächste Mal, wenn du wieder denkst, dass die beste Entscheidung tiefe Nachforschungen erfordert, stattdessen lieber auf dein Bauchgefühl hören.
4. Setz’ dein Glücklichsein an erste Stelle
Shawn Anchor, Psychologe und Autor von „Happiness Advantage”
Wenn es um Produktivität geht, zahlt sich Glücklichsein extrem aus. Studien zeigen, dass wenn du positiver bist, dein Gehirn einen sogenannten „happiness advantage” aka Glücksvorteil hat. Das bedeutet, dass es wesentlich mehr leistet als in einem negativen, neutralen oder gestressten Zustand. Das passiert, weil Dopamine dich nicht nur glücklich machen, sondern auch alle Lernareale in deinem Gehirn aktivieren.
„Wir haben herausgefunden, dass sich mit dem sogenannten Glücksvorteil jedes einzelne Geschäftsergebnis verbessert”, laut Anchor. „Dein Gehirn ist in einem positiven Zustand um 31 Prozent produktiver. Du bist um 37 Prozent besser im Verkauf. Ärzt*innen sind um 19 Prozent schneller.” (TED)
Aber wie schaffen wir es, positiver zu sein? „In einer Zeitspanne von nur zwei Minuten, einundzwanzig Tage lang, können wir unser Gehirn tatsächlich neu verdrahten, was uns erlaubt, optimistischer und erfolgreicher zu arbeiten.” Tue dazu während der nächsten einundzwanzig Tage (am Stück) eines der folgenden drei Dinge:
- Drei Dinge aufschreiben, für die du an diesem Tag dankbar warst
- Meditieren
- Anderen mit kleinen, liebenswürdigen Taten etwas Gutes tun (rechne uns mit ein)
5. Erstelle eine 15-minütige Liste
Carson Tate, Psychologe und Gründer von „Working Simply”
Wir alle haben diese kleinen, nervigen Aufgaben, die einfach gefühlt für immer auf unserer To-do-Liste sind und bei denen wir denken, dass wir sie niemals fertigstellen werden. Produktivitätsexperte Carson Tate hat das Heilmittel: Erstelle eine Liste mit Aufgaben, die du in 15 Minuten erledigen kannst. Nimm die Liste überall mit hin, damit du zwischendurch, während den kurzen Abschnitten deines Tages, immer mal wieder daran arbeiten kannst. Auf diese Weise kannst du die Zeit, die du beispielsweise mit Anstehen im Supermarkt, oder im Wartezimmer-Sitzen verschwendest, in produktive Mini-Arbeitseinheiten verwandeln.
„Die Liste ist auch deine Lösung, wenn du einen Anflug von Prokrastination spürst. Du kannst eine dieser kurzen Aufgabe schnell erledigen, was dir einen kleinen Energieschub verschafft. Der kann dir dann beim Übergang zur Arbeit an einem anspruchsvolleren oder komplexeren Projekt helfen.” (Business Insider)
Wenn wir einen großes Projekt aufschieben, braucht es manchmal nicht mehr als einen kleinen Energieschub.
6. Mach etwas, das du liebst
Dan Ariely, Verhaltensökonom, Autor von „Predictably Irrational” und anderen
Manchmal ist es total schwer, etwas zu erledigen, weil bestimmte Aufgaben sich einfach ganz schrecklich anfühlen. Du weißt bestimmt, wovon wir reden. Um dagegen anzugehen, empfiehlt der renommierte Verhaltensökonom und Lemonade „Chief Behavioral Officer” Dan Ariely, ein Ritual zu wählen, das du liebst und es mit einer anderen Aufgabe, von der deine Produktivität abhängt, zu verbinden. Er macht es selbst auch so:
„Ich verbinde etwas, das ich liebe, nämlich mein Kaffee-Ritual mit etwas anderem, nämlich dem Schreiben, das ich im Prinzip liebe, aber halt eben nicht immer. Es ist eine konditionierte Reaktion, bei der ich mit der Arbeit beginne und gleichzeitig den Kaffee und das Schreiben genieße.” (Business Insider)
Damit das wirklich funktioniert, musst du deinem Ritual Aufmerksamkeit schenken, anstatt es total gedankenlos durchzuführen. Auf diese Weise verbindet dein Gehirn das angenehme Ritual mit der Aufgabe, was es viel einfacher macht, diese auch wirklich zu erledigen. „Ich höre der Maschine dabei zu, wie sie die Bohnen mahlt. Ich schaue zu, wie der Kaffee durch den Filter läuft. Ich nehmen es auf, ich rieche es, ich denke darüber nach. Und dann nehme ich meine ganz besondere Tasse Kaffee mit zurück an meinen Schreibtisch”, so Ariely. Also, ob du nun Cold Brew, Lieder von Taylor Swift oder Kinder Bueno liebst, stell sicher, dass du es mit deiner nächsten großen Aufgabe verbindest!
7. Beachte deine Energielevel
Ron Friedman, Psychology, Autor von „The Best Place to Work”
Auch wenn wir’s total gerne wären, realistisch gesehen können wir nicht zu jeder Stunde des Tages gleichermaßen produktiv arbeiten. Zu bestimmten Tageszeiten fühlen wir uns energetischer, und zu anderen wollen wir nur noch im Bett liegen und Netflix bingen. Und mal ehrlich, für was sind Produktivitätstipps gut, wenn du nicht genug Energie hast, sie auch in die Tat umzusetzen? Tageszeiten, wie die gerade beschrieben, sind einfach nicht die richtigen, um etwas erledigt zu bekommen.
„Es geht nicht darum, was genau man tut, sondern wann man es tut“, erklärt Ron Friedman.
„Studien zeigen, dass unsere kognitiven Fähigkeiten im Laufe des Tages schwanken. Leute sind durchschnittlich zu vorangeschrittener Stunde wesentlich schlechter darin, neue Informationen aufzunehmen, vorauszuplanen und Ablenkungen von sich fernzuhalten.” (HBR)
Umso besser du darin bist, deine Aufgaben deinem Energielevel anzupassen, umso mehr kannst du mit wesentlich weniger Anstrengungen erledigen.
Dan Ariely weist zudem darauf hin, dass der Großteil der Menschen in den wenigen Stunden zwischen 9:00 und 11:00 Uhr morgens am produktivsten ist. Also, achte darauf, zu welcher Tageszeit du am produktivsten bist und konzentriere dich dann auf deine wichtigen Aufgaben.